6. Werkforum „Plastische Perspektiven“ vom 27.8. – 03.09.2022 im Skulpturenpark und Parksaal Bad Salzhausen.
Ausstellende Künstler:innen Werkforum 2022:
Aus Eindhoven in den Niederlanden kommt Marti de Greef nach Bad Salzhausen. Seine Bronzeskulptur, die „Drei Grazien“ wird im Park während dem Werkforum 2022 aufgestellt und mindest für ein Jahr lang im Skulpturenpark zu sehen sein.
Was einem an den Skulpturen von de Greef sofort auffällt, ist die Art und Weise, in der er seine Figuren dramatisiert und mit stark emotionalem Ausdruck und leidenschaftlichen Bewegungen füllt.
Seine Arbeiten und Figuren werden mit Energie und Kraft aufgeladen. Diese Herangehensweise ist typisch für den Künstler. Die Möglichkeiten dafür, beide Aspekte in einer Form zusammenzuführen, liegen in der Persönlichkeit de Greefs begründet. Seine Arbeitsweise bringt Verformungen, Stutzungen und Akzentuierungen hervor, die in den aus Ton und Wachs gearbeiteten und anschließend gegossenen Bronzes ausdrucksstark außerhalb von Nachahmung der Wirklichkeit zur neuen Formensprache erwachsen.
Auch die kleineren Arbeiten im Parksaal verfolgen figürlich abstrahierte Tendenzen, die sich mit den Spannungsverhältnissen des Torsos in der Bewegung beschäftigen.
www.martidegreef.nl
Mit Birgit Feil aus Stuttgart kommt eine bereits bekannte Künstlerin in den Kurort. Unvergessen ist ihre „Annette im Warteraum“, eine realistische lebensgroße Figur,
die sie beim 4. Symposium 2013 realisierte und mit der sie später den Baden Württembergischen Kunstpreis gewann. Nun installiert sie ein skurriles Paar auf zwei Kissen-Stapeln, deren Anblick so Manche:n zur Selbstreflexion anregen dürfte. Sie spielt hier nicht mit der Idealisierung des Motivs, sondern ironisiert den Menschen in seiner Alltäglichkeit. Die Figuren Feils scheinen uns alle bekannt zu sein. Menschen wie Du und Ich. Sie haben Namen, so als kennten wir sie persönlich. Birgit Feil aber geht es nicht um die Suggestion einer uns bekannten Realität, vielmehr transformiert sie ihre Figuren in einen neuen künstlichen Zusammenhang. Sie verleiht ihren „Schicksalsgenossinnen“ so eine andere Daseinsebene. Sie erhalten damit ihre ganz eigene Würde und Schönheit.
Feil arbeitet mit Beton und Kunststoff und diese elementaren Bestandteile ihrer Werke macht sie sichtbar und verwirrt die Betrachtenden.
www.birgitfeil.de
Die aus Bad Belzig kommende Bildhauerin Susanne Kraißer ist ausgebildete Holzbildhauerin und studierte Bildhauerei an den Akademien Nürnberg und Bremen. Ihre Bronzeplastiken lassen sich vornehmlich in zwei Werkgruppen einteilen: Ganzfiguren und Körperdetails. Kraißer wird im Skulpturenpark Bad Salzhausen eine Bronzeskulptur installlieren: Die „Hockende“, eine anmutig auf einem Sockel sitzende weibliche Aktfigur, besticht durch eine virtuose Modelliertechnik, mit der sie der Oberfläche der Bronze eine lebendige und dynamische Struktur verleiht. Die Ganzfiguren sind bei Susanne Kraißer winzig und die Körperlandschaften groß und wuchtig, die Figur selbst wirkt dagegen in sich gekehrt, ruhig und entspannt. Mit diesem einfachen Mittel der Größenveränderung thematisiert die Bildhauerin die Frage der Distanz und bezieht dies auf den Körper des Betrachtenden. Sie formt mit ihren Händen, wie aus der Beobachtung des Lebendigen eine unveränderliche Form werden kann, die dennoch den Ursprung zitiert. Plastiken sind keine Menschen, dennoch schafft es Kraißer, die Betrachtenden glauben zu machen, etwas von davon wahrzunehmen, wie sich diese Frauen fühlen: nicht ganz frei. Kraißer betrachtet und entwickelt ihre weiblichen Figuren auch aus dem Blickwinkel einer Frau heraus. www.susanne-kraisser.de
In Bad Salzhausen ist, ähnlich wie die Bildhauerin Birgit Feil, auch der Künstler Ulrich Kuhlmann bekannt. Bereits im 2. Bildhauer-Symposium 2009 installierte er eine Werkreihe von zehn geometrischen Stahlkörpern in einer der drei großen Kiefern mitten im oberen Kurpark, die kürzlich aufgrund eines Pilzes umstürzte. Kuhlmann, der neben seiner freischaffenden Bildhauerei auch immer wieder Lehrtätigkeiten an der Hochschule Alfter nachkommt, bringt zum Werkforum nach Bad Salzhausen einen überdimensionierten „Flugsamen“ mit in den Park. Ulrich Kuhlmanns Werke finden sich im In- und Ausland. Seine Kunstschmiedelehre, die so filigranen und federleichten Naturformen sind bei Kuhlmann vielfach mehr als 3 Meter hoch und ebenfalls aus Stahl wie die meisten seiner Arbeiten. Seinen Arbeiten aus Cortenstahl/Bronze haben eine einfache und klare Form, Reduktion ist eines seiner obersten Gesetze.
Die Arbeit wird so positioniert, dass sowohl ihre Leichtigkeit als auch ihre Dimension gleichermaßen beeindruckend ist. Die Faszination einer Naturform.
www.ulrich-kuhlmann.de
Anders als bei den übrigen diesjährigen Werkforum-Teilnehmer:innen, sowohl das Material Stein betreffend als auch vom deutlich stärkeren Verfremdungsgrad her, zeigt sich das Werk von Knut Hüneke: fragmentarisch, grob, oft monumental und spannungsvoll vereinfacht, setzt Hüneke seine Figuren provokativ in den natürlichen Umraum des Parks. Die Härte und Spröde des Materials wird dabei ebenso deutlich wie auch das Gedachte seiner figürlichen Auffassung. In seinen Kunstwerken scheint er in der Lage zu sein, die „Seele“ des Steins freilegen zu können. Stein zu bearbeiten, bedarf enormer Kraft. Hüneke versteht es, mit dem Material so umzugehen, dass er beim Arbeiten mit dem kiloschweren Werkzeug das Gewicht des Hammers für sich im Gleichmaß zu nutzen. Schon als Kind war der Bildhauer von Steinen fasziniert. Die Beschaffenheit, die Struktur, die Farbe und das Alter von Steinen suggeriert sie als Lebewesen auf ihre Art. Hüneke hat mehrere Jahre in Ägypten gelebt und an zahlreichen Projekten in Lybien, Ägypten und Namibia mitgewirkt. Das Material Stein berührt ihn weltweit. Seine künstlerische Position in seiner Arbeit steht während des Werkforums in spannendem Kontrast zu den vier anderen Künstlerinnen und Künstlern.
Die Werkausstellung im Parksaal zeigt kleineren Werke und skulpturale Arbeiten der Bildhauer:innen. Alle Arbeiten sind auch käuflich zu erwerben.
www.knuthueneke.org