07 Aug Die Vorbereitungen für das 7. Werkforum laufen auf Hochtouren
Schon laufen Vorbereitungen für das 7. Werkforum Plastische Perspektiven des Vereins Kunst:Projekt, schon ist die erste Plastik im Park zu sehen. „Postnaturalie mit goldenem Ast“ nennt die Würzburger Metallbildhauerin Angelika Summa ihr Werk und hat ihm noch einen Untertitel gegeben „Nach dem Weltuntergang ist es bestimmt schön – nur anders“. Dieses nestartige Gebilde aus Baustahl steht wie Summas andere Arbeiten in einem politischen und gesellschaftlichen Bezug. Wenn die Menschheit den rücksichtlosen Naturverbrauch bis zur globalen Zerstörung fortsetzt, wird die Natur in anderen Lebensformen weiterbestehen – eine mutige Utopie.
Angelika Summa ist schon zum zweiten Mal Gast im Werkforum. Noch im Skulpturenpark zu sehen ist das „Große Rasenstück“, das sie damals aufstellte, von Dürers Bild inspiriert, aber in Summas eigene Material- und Formensprache übersetzt und aus aufrecht stehenden Metallrohren aufgebaut. Dazu die Künstlerin: „Seit 1986 bin ich freischaffende Metallbildhauerin. Ich arbeite gern mit Drähten, Folien, Metallrohren, Bändern aus Eisen, Kupfer, Messing oder Aluminium, die ich in traditioneller Handwerkskunst wickle, knüpfe, häkle, verknote, ehe ich sie dann verschweiße. Auch Flacheisen, Schrauben, Nägel gehören zu meinen oft verwandten Materialien“. Kugel- und Halbkugelformen, vor allem mit nach außen ragenden „Tentakeln“ faszinierten sie besonders, berichtet sie. „Mir geht es darum, aus einer meist geometrischen Grundform ein plastisches Volumen zu entwickeln, das in ein geschlossenes, vielleicht chaotisches Ganzes mündet.“ Von filigran bis kompakt: so beginnt ihre Plastik „Fehdehandschuh“ mit hauchfeinen Drahtnetzen und geht an den Fingerwurzeln in derbe, aus Metallbändern gewickelte Fingerlinge über. Der legendäre „Ritter mit der eisernen Hand“ wäre ins Staunen gekommen! Aus hauchzarten Drähten ist das „Unruhekissen“ zusammengefügt, aus unendlichen Drahtkreisen und Spiralen die „Quadratur des Kreises“. Wie ein kompaktes Knäuel aus dünnen Kupferrohren ist „Gegen den Strich“ gestaltet und drückt tatsächlich in sich ruhendes Beharren aus.
Eine weitere Gestaltungsfacette von Angelika Summa sind die Körperskulpturen, oft mit einer Performance verbunden. Junge Frauen aus Summas Freundeskreis werden von der Künstlerin mit Drahtfedern Schrauben, Spiralen „bekleidet“. Im Kopf des Betrachters prallen die unterschiedlichen taktilen Erfahrungen aufeinander: Haut ist warm, weich, lebendig, Metall ist kühl, hart, vielleicht sogar kantig – der Gegensatz zwischen Belebtem und Unbelebtem, zwischen Innen und Außen wird deutlich.
Der technischen Seite ihres Berufes gilt Summas weiteres Interesse, auch den Werkstoffen. Die metallenen Ausgangsmaterialien können biegsam, spröde, widerspenstig sein, fordern unterschiedliche Vorgehensweisen. Summa hat drei unterschiedliche Schweißgeräte in ihrer Werkstatt und holte sich immerhin 2017 den Deutschen Verzinkerpreis in der 2.Kategorie Metallgestaltung. Das war nur eine von weiteren Auszeichnungen: dem Kulturförderpreis der Stadt Würzburg (1995), den Kulturpreis der Stadt Würzburg (2014), im selben Jahr den PEMA Kunstpreis des Kunstvereins Bayreuth, den Kunstpreis der Stadt Ansbach dann 2015. Von 2008 bis 2011 war Angelika Summa Dozentin für Skulptur und Metall in der Fachrichtung Kunstpädagogik der Universität Würzburg.
Die Künstlerin gehört zum „Malerfürstentum Neu-Wredanien“, einer Gruppe, die sich vor fast 30 Jahren in einem Atelierhaus in der Wredestraße diesen Namen gab und seither freundschaftlich verbunden ist, auch als dank der Unterstützung durch die Stadt Würzburg die Ateliers in ein altes Fabrikgebäude verlegt werden konnten.
Angelika Summa sagt von sich, sie arbeite gern allein in bedächtigem ruhigen Arbeitsrhythmus. Ein langfristiges Projekt entstand aber von Anfang an in Gruppenzusammenhang. Als 2004 die lokale Zeitung „Main-Post“ ihr Feuilleton einstellte, kam es zu Protesten auch in Summas Freundeskreis. Seitdem gibt die Ateliergemeinschaft mit bis zu zehn Mitarbeitern die Kulturzeitschrift „nummer“ heraus. Berichtet wird über lokale Ausstellungen, Theaterinszenierungen, Konzerte. Überregionales, etwa Ausstellungen in der Frankfurter Schirn, im Städel gehören ebenfalls zum Themenspektrum. Summa ist die presserechtlich Verantwortliche. „Es ist ein idealistisches Non profit-Projekt“ sagt sie, „das 2019 von der Stadt Würzburg mit der Kulturmedaille ausgezeichnet wurde. Die Druckkosten finanzieren wir ausschließlich über Anzeigen und die sind seit Corona deutlich weniger geworden. Fühlt sich die seit langem in Würzburg lebende Künstlerin durch die Barockstadt, die mainfränkische Landschaft inspiriert? „Eher weniger“ meint sie. „ich bin mehr fürs globale Denken, fühle mich als Weltbürgerin.“
Infokasten Werkforum 2023
Das siebte Werkforum „Plastische Perspektiven“ des Vereis Kunst:Projekt e.V. findet vom 26. August bis zum 2. September im Skulpturenpark und im Parksaal statt. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen sind Angelika Summa, Nadine Elda Rosani, Thaddäus Salcher, Günter Braun und Gesine Grundmann.
Die Vernissage samt Rundgang mit dem Kunst:Projekt-Vorsitzenden Matthias Weidmann, dem Intro von Christian Maul (Piano) und der Musik der Gruppe „Dolphin & Stars“ findet am Samstag, 26. August ab 17 Uhr statt. Das Werkgespräch in offener Runde mit Moderation ist am Sonntag, 27. August um 11 Uhr im Parksaal. Die Werkschau schließt mit der Finissage „Ein Bild für die Götter“ des Kunst-Comedians Jakob Schwerdtfeger am Samstag, 2. September um 19 Uhr. Die Ausstellung im Parksaal ist täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, für Spenden ist der Verein dankbar.
Veröffentlicht durch den Kreis Anzeiger am 06.08. 2023
Autorin: Elfriede Maresch
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