26 Aug Individualisten, die sich zu einem vitalen Ganzen fügen
Abschluss des 8. Werkforums: Band »Monowi« begeistert Publikum mit ihrem experimentellem Klangmosaik
Mit einer Finissage ist das 8. Werkforum des Vereins Kunst-Projekt in Bad Salzhausen zu Ende gegangen. Noch einmal war im Parksaal Kunst zum Greifen nahe, während die Band »Monowi« experimentelle Musik spielte. Matthias Weidmann, Vorsitzender des Vereins Kunst-Projekt, hatte vielen Beteiligten zu danken: den Künstlerinnen und Künstlern des 8. Werkforums, allen Helfern, der Stadt Nidda und den Sponsoren. Noch einmal saß ein großes Publikum zwischen Arbeiten von Nicole Jänes, Ortrud Sturm, Damaris Wurster, Ulrich Westerfrölke und Clemens Hutter. Manche der Arbeiten bleiben noch für einige Zeit im Skulpturenpark. Weidmann wies auf die Besucher während der Ausstellungswoche hin, unter ihnen Auswärtige, die die Arbeit des Vereins seit Jahren aufmerksam verfolgen.
Daran knüpfte Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) an. Er sprach davon, wie die besondere Atmosphäre von Bad Salzhausen, der Kontext mit der Natur, zur Präsentation genutzt wird: »Im Unteren Kurpark die Quellen mit ihren Häusern, die Blumen, im Oberen Kurpark die Skulpturen. Bei der Weiterentwicklung Bad Salzhausens, unserer großen Aufgabe, leistet der Skulpturenpark einen Beitrag, der auch bei der Landesgartenschau wertvoll sein wird.
« Schon vorher waren neugierige Blicke auf die Bühne gerichtet: Das Ensemble »Monowi« mit Tess Wiley (Gesang), Helmut Fischer (Keyboard/Klavier), Frank Warnke (Gitarre) und Johannes Langenbach (Schlagzeug) hatte dort eine Klangwerkstatt aufgebaut. Tess Wiley ist Singer/Songwriterin und Gitarristin, hat mehrere Alben veröffentlicht und bringt Erfahrung aus unterschiedlichen Stilrichtungen mit. Fischer, der schon mehrfach bei Kunst-Projekt musikalische Akzente gesetzt hat, und Warnke spielen in unterschiedlichen Formationen, meist im Jazzbereich. Langenbach ist zudem als Chorbegleiter und Theatermusiker tätig. Freundschaftlich musizieren sie miteinander.
Musik entsteht erst auf der Bühne
Monowi ist der Name einer Stadt in Nebraska mit nur einer einzigen Einwohnerin. »Monowi«-Klänge sind bezeichnend für die Musik von Individualisten, die sich zu einem vitalen Ganzen zusammenfügen. Fischer selbst sprach von experimenteller Musik, von einem Zusammenspiel ganz ohne Proben. Der Pianist hatte auf einem Kongress musiziert, wo es um Künstliche Intelligenz in der Musik ging. Anders als andere Teilnehmende war er nicht mit dem Eindruck ungeahnter neuer Möglichkeiten zurückgekommen, sondern mit Skepsis. Er bekennt sich jetzt noch mehr zum Konzept des individuellen Künstlers mit seiner Expressivität, die sich in der Kommunikation mit dem Publikum widerspiegelt. So auch jetzt: Eine Collage von Klängen baute sich auf, ein Mosaik aus den Riffs, den leidenschaftlichen Klanggebilden des Gitarristen, den einfallsreichen Melodiefragmenten des Pianisten, den Rhythmen des Drummers, der sein großes Repertoire von Schlagzeugen und Rhythmusinstrumenten genießerisch einbrachte und doch den anderen Raum ließ. Dazu Wileys tragende Stimme, manchmal summend oder in Silben und Wortfragmenten im Dialog mit den Melodiefiguren der Instrumente. Mal in Songabschnitten, dann wieder mit dem Zupfen der Geige oder neuen Instrumenten wie dem Otamatone. Kleinste Hörbuchabschnitte wurden eingespielt, wenige Sätze aus Salingers »The Catcher in the Rye« und aus Steinbecks »Cannery Row«. Während die Darbietung teils an das Improvisieren von Jazzbands erinnerte, sind die Klangmosaike von »Monowi« dennoch eigenwilliger und assoziativer
und lassen dem einzelnen Musiker seinen individuellen Raum.
Faszinierende Charaktere
Unberührt ließ diese Musik niemanden, das zeigten Pausengespräche. Einige fühlten sich überfordert, andere, besonders Zuhörerinnen, faszinierten
die Rollen der Musiker: »Wiley ist im wahrsten Sinn die Stimme der Band,
auch mit ihren Instrumenten eine souveräne Musikerin.« Warnke wird als der Eruptive gesehen, vielleicht als der Rebell, ohne den Gesamtklang zu sprengen. Langenbach dagegen eher als der Verspielte, der einfallsreich auf seinen Instrumenten unterwegs ist. Fischer schließlich, oft zurückhaltend,
aber die Klanggebilde zusammenfassend, bringt Melodisches und Lyrisches ein. Eine Zuhörerin fühlte sich an ihre Hippie-Zeiten zurückerinnert.
Fischer kommentierte lächelnd: »Wir spielen aber komplett ohne die Stimulantien von damals. Assoziationen und Fantasien holen wir aus uns selbst.« Das Publikum lobte die Musiker mit begeisterten Zurufen.
PM von Elfriede Maresch im Kreis-Anzeiger vom 26.08.2024
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